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Auswirkungen der Myokine: seine Bedeutung für die psychische und psychosomatische Gesundheit


In der Welt der Medizin und Gesundheitswissenschaften wird der menschliche Körper oft durch das Prisma seiner Organe und Funktionen betrachtet. Das Herz pumpt Blut, die Lunge sorgt für Sauerstoff, aber wie oft denken wir an unsere Muskeln als etwas anderes als nur Strukturen, die Bewegung ermöglichen? Neuere Forschungen enthüllen eine faszinierende Facette unserer Muskulatur: Sie wirkt wie eine riesige Drüse, die eine Vielzahl von Proteinen, bekannt als Myokine, freisetzt. Diese Myokine haben weitreichende Auswirkungen auf unseren gesamten Körper, einschließlich unseres mentalen und psychosomatischen Wohlbefindens.


Eine Person fährt mit dem Fahrrad in der Stadt.

Die Entdeckung der Myokine

Die Wissenschaft hinter Myokinen ist relativ jung, ihre Entdeckung begann erst Anfang der 2000er Jahre. Diese kleinen Proteine werden von Muskelzellen während der Kontraktion freigesetzt und agieren ähnlich wie Hormone oder Zytokine, indem sie auf verschiedene Teile des Körpers einwirken. Ihre Rolle ist bemerkenswert: Sie können entzündungshemmend wirken, den Metabolismus regulieren und sogar die Funktion des Gehirns beeinflussen.



Auswirkungen der Myokine auf die mentale Gesundheit

Die Verbindung zwischen Myokinen und der mentalen Gesundheit ist besonders interessant. Studien haben gezeigt, dass körperliche Aktivität, die die Freisetzung von Myokinen stimuliert, positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Myokine wie Irisin, das oft als das "Übungshormon" bezeichnet wird, wurden mit einer Verringerung von Depressionssymptomen in Verbindung gebracht und könnten eine Rolle bei der Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer spielen.



Auswirkungen der Myokine auf die psychosomatische Gesundheit

Auf psychosomatischer Ebene spielen Myokine eine Rolle bei der Reduzierung von Entzündungen und der Verbesserung des allgemeinen Körpergefühls. Chronische Entzündungen sind oft mit einer Reihe von psychosomatischen Zuständen verbunden, von anhaltenden Schmerzzuständen bis hin zu Erschöpfung. Die durch Myokine induzierte Entzündungshemmung kann daher dazu beitragen, diese Symptome zu lindern.



Das beste Training zur Stimulierung der Myokine

Um die Vorteile von Myokinen optimal zu nutzen, empfiehlt sich eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining:


  • Ausdauertraining: Aktivitäten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen, idealerweise 150 Minuten pro Woche, können die Freisetzung von Myokinen fördern und das Herz-Kreislauf-System stärken.


  • Krafttraining: Zwei bis drei Sitzungen pro Woche, die alle großen Muskelgruppen einbeziehen, können nicht nur die Muskelmasse und -stärke erhöhen, sondern auch spezifische Myokine stimulieren, die mit Muskelwachstum und -reparatur verbunden sind.



Fazit

Die Vorstellung der Muskulatur als eine Art endokrine Drüse eröffnet neue Perspektiven auf die Bedeutung regelmäßiger körperlicher Betätigung. Es geht nicht nur darum, "in Form" zu kommen oder das physische Erscheinungsbild zu verbessern. Es geht vielmehr darum, durch gezieltes Training die Freisetzung von Myokinen zu fördern und damit unsere mentale und psychosomatische Gesundheit grundlegend zu stärken. Die Muskeln sind nicht nur unsere körperliche Kraft – sie sind auch Schlüsselakteure in unserem allgemeinen Wohlbefinden.


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Studien:


  1. Pedersen, B. K., & Febbraio, M. A. (2008). Muscle as an endocrine organ: Focus on muscle-derived interleukin-6. Physiological Reviews, 88(4), 1379-1406. Diese Studie diskutiert die Rolle der Myokine, insbesondere des Interleukin-6, das während der Muskelkontraktion freigesetzt wird und vielfältige systemische Effekte hat.

  2. Huh, J. Y. (2018). The role of exercise-induced myokines in regulating metabolism. Archives of Pharmacal Research, 41(1), 14-29. Diese Übersicht untersucht, wie durch körperliche Betätigung freigesetzte Myokine den Metabolismus beeinflussen und potenzielle therapeutische Ziele für die Behandlung von Stoffwechselkrankheiten darstellen könnten.

  3. Boström, P. et al. (2012). A PGC1-α-dependent myokine that drives brown-fat-like development of white fat and thermogenesis. Nature, 481(7382), 463-468. Diese Studie entdeckte Irisin, ein Myokin, das bei körperlicher Aktivität freigesetzt wird und weißes Fett in braunes Fett umwandeln kann, was für die Regulierung des Körpergewichts und der Körperwärme entscheidend ist.

  4. Schnyder, S., & Handschin, C. (2015). Skeletal muscle as an endocrine organ: PGC-1α, myokines, and exercise. Bone, 80, 115-125. Dieser Artikel bietet eine detaillierte Diskussion über die Rolle von Myokinen, die von Skelettmuskeln freigesetzt werden, und ihre potenziellen therapeutischen Anwendungen.

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