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Fünf Sprachen der Liebe: Trend oder Wissenschaft?


Rosa Luftballons formen das Wort ‘Love’.

Die „Fünf Sprachen der Liebe“ sind ein Konzept, das ursprünglich von Gary Chapman entwickelt wurde und heute weit verbreitet ist, um Paaren zu helfen, ihre Beziehungsdynamik besser zu verstehen. Die Idee dahinter ist, dass jeder Mensch eine bevorzugte Art hat, Liebe zu geben und zu empfangen. Diese fünf „Sprachen“ sind: Worte der Bestätigung, Geschenke, Hilfsbereitschaft, Zweisamkeit und Körperkontakt. Während viele Paare diese Sprachen als hilfreiches Werkzeug nutzen, bleibt die Frage: Was sagt die Wissenschaft zu diesem Konzept?



Wissenschaftliche Sichtweise: Erkenntnisse aus der Forschung 


Wissenschaftlich ist das Konzept der "Liebessprachen" umstritten. Es gibt keine umfassenden Studien, die Chapmans Modell direkt beweisen oder widerlegen. Allerdings gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die die Bedeutung von Kommunikationsstilen und Bedürfnissen in Beziehungen bestätigen. Diese Forschung zeigt, dass ein gutes Verständnis der gegenseitigen Bedürfnisse und Kommunikationsweisen in Partnerschaften oft zu höherer Zufriedenheit führt.


1. Kommunikation und Beziehungszufriedenheit  

Wissenschaftliche Studien zeigen immer wieder, dass Kommunikation eine der wichtigsten Säulen einer erfolgreichen Beziehung ist. Die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Vorlieben des Partners oder der Partnerin zu erkennen und darauf einzugehen, führt oft zu einer höheren Beziehungszufriedenheit. In diesem Kontext passen die „Sprachen der Liebe“ gut, da sie als Leitfaden dienen können, um Kommunikationswege zu identifizieren und zu verbessern.


2. Bedürfnisorientierte Kommunikation  

Eine Vielzahl von Untersuchungen hebt hervor, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen. Studien belegen, dass Paare, die die Wünsche und Ausdrucksweisen ihrer Partner:innen berücksichtigen, glücklicher und stabiler in ihrer Beziehung sind. Dies unterstützt die Idee hinter den „Sprachen der Liebe“, dass das Verständnis und die Anpassung an die „Sprache“ des Gegenübers entscheidend sein können.


3. Paarkompatibilität und Übereinstimmung  

Es gibt Hinweise darauf, dass Paare, die ähnliche „Sprachen der Liebe“ sprechen, zufriedener sind. Die Kompatibilität in der Art, Zuneigung zu zeigen, scheint die Beziehung zu stärken, da beide Seiten sich besser verstanden und geschätzt fühlen. Dies zeigt, dass die Übereinstimmung in den Ausdrucksweisen von Zuneigung eine positive Wirkung auf die Partnerschaft haben kann.


4. Kritik am Modell der „Sprachen der Liebe“  

Trotz der Vorteile gibt es auch kritische Stimmen. Einige Wissenschaftler:innen bemängeln, dass das Modell zu einfach ist und nicht alle komplexen Dynamiken in Beziehungen abdeckt. Beziehungen werden von vielen Faktoren beeinflusst, darunter persönliche Entwicklung, psychologische Muster und äußere Stressoren. Diese Aspekte lassen sich nicht nur durch das Erlernen einer bestimmten „Liebessprache“ allein lösen.



Meine Erfahrung als Paartherapeut und Coach


Aus meiner Erfahrung als Paartherapeut:in und Coach kann ich sagen, dass es grundsätzlich immer gut ist, sich mit dem Thema Kommunikation und Beziehungsdynamiken auseinanderzusetzen. Die „Fünf Sprachen der Liebe“ bieten dabei einen guten Einstieg und können helfen, die eigenen und die Bedürfnisse des Gegenübers besser zu verstehen. Doch um wirkliche Veränderungen zu erzielen, sind oft tiefere Ansätze nötig.


Was den entscheidenden Unterschied macht, ist die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg und das aktive Zuhören von Thomas Gordon. Beide Methoden fördern ein tieferes Verständnis und eine respektvolle Art des Austauschs, die für eine gesunde Beziehung essenziell sind. Diese Techniken helfen dabei, Konflikte auf eine konstruktive Weise zu lösen und wirklich aufeinander einzugehen.


Deshalb sind für meine Klient:innen die Konzepte der gewaltfreien Kommunikation und des aktiven Zuhörens Pflichtlektüre. Sie bilden die Basis für langfristige und positive Veränderungen in der Partnerschaft, weit über das hinaus, was die „Sprachen der Liebe“ allein leisten können.

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