In einer Zeit, in der die Arbeitswelt zunehmend von Burnout-Episoden geprägt ist, erscheint ein Jobwechsel oft als naheliegende Flucht aus dem Zyklus der Erschöpfung. Doch die Wurzeln des Burnouts reichen tiefer, als es auf den ersten Blick scheint, und nicht immer bietet ein Wechsel des Arbeitsplatzes die ersehnte Erleichterung. Jennifer Moss beleuchtet in ihrem Buch "The Burnout Epidemic: The Rise of Chronic Stress and How We Can Fix It" nicht nur die Ursachen und Auswirkungen von Burnout, sondern legt auch dar, warum eine ganzheitliche Herangehensweise sowohl von Individuen als auch von Organisationen notwendig ist, um diese Epidemie effektiv zu bekämpfen.
Die Rolle der Organisationen
Moss identifiziert sechs Faktoren, die wesentlich zum Burnout beitragen: Arbeitsüberlastung, Mangel an Kontrolle, unzureichende Belohnungen, Mangel an Gemeinschaft, Fehlen von Fairness und widersprüchliche Werte. Sie argumentiert, dass Organisationen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen spielen. Durch die Gestaltung von Arbeitsbedingungen, die Autonomie, angemessene Anerkennung, soziale Unterstützung, Gerechtigkeit und eine Ausrichtung an gemeinsamen Werten fördern, können Unternehmen nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter*innen verbessern, sondern auch ihre eigene Resilienz und Leistungsfähigkeit steigern.
Die Verantwortung des Individuums
Gleichzeitig unterstreicht Moss, dass auch die Individuen selbst gefordert sind, aktiv an ihrer eigenen Burnout-Prävention zu arbeiten. Dazu gehört das Erlernen von Strategien zum effektiven Zeitmanagement, zur Priorisierung von Aufgaben, zum Aufbau von Resilienz und zur Pflege von Beziehungen. Indem Einzelne ihre persönlichen Grenzen erkennen, gesunde Arbeitsgewohnheiten entwickeln und für ihre Bedürfnisse eintreten, können sie ihre eigene Widerstandsfähigkeit gegenüber den Stressoren des Arbeitslebens stärken.
Lektüreempfehlung: "The Burnout Epidemic"
Moss' Buch bietet nicht nur wertvolle Einblicke in die Dynamiken, die zum Burnout führen, sondern auch praktische Ratschläge, wie Individuen und Organisationen gemeinsam gegen diese Epidemie vorgehen können. Ihre fundierte Analyse macht deutlich, dass ein Jobwechsel allein selten eine nachhaltige Lösung darstellt, wenn die tiefer liegenden Ursachen nicht adressiert werden.
Potenziale durch Coaching erschließen
Für Individuen, die an einer persönlichen Entwicklung interessiert sind, kann ein Potential Coaching entscheidende Impulse liefern. Hier einige Maßnahmen, die im Coachingprozess erlernt werden können:
Arbeitsüberlastung ➼ Zielsetzung und Priorisierung: Lernen, Zeitmanagement-Fähigkeiten und Prioritäten zu setzen und realistische Ziele zu verfolgen, um Überlastung zu vermeiden.
Mangel an Kontrolle ➼ Kommunikationsfähigkeiten verbessern: Entwicklung eines Bewusstseins für Machtdynamiken und aktives Verhandeln von Spielräumen zur Reduzierung von Fremdbestimmung und zur Förderung von Autonomie, effektiv kommunizieren, um Bedürfnisse und Grenzen klar zu setzen bei der Arbeit.
Unzureichende Belohnungen ➼ Selbstbewusssein: Bewusstsein des eigenen Selbstwerts und der Bedürfnisse nach Anerkennung und Wertschätzung schärfen sowie Kommunikation der eigenen Gefühle und Leistungen und Verhandlung von angemessener Belohnung oder Kompensation.
Mangel an Gemeinschaft ➼ Klarheit in ambiguitäten: Entwicklung eines Verständnisses für kooperative und kompetitive Beziehungen sowie funktionelle Bewältigungsstrategien dafür. Aufbau und Pflege von Beziehungen am Arbeitsplatz unter Berücksichtigung angemessener Erwartungen und Verständnis des Unterschieds zwischen Bekanntschaften, Kumpels und Freunden.
Fehlen von Fairness ➼ Selbsterkenntnis: Annahme des eigenen Egos und der Schattenseiten wie Neid, Eifersucht, Rache, Geiz, Wut, Hass usw. und deren Transformation in kreative Ressourcen. Anschließend das Ansprechen von Unfairness und die Beteiligung an Dialogen fördern, um Gerechtigkeit am Arbeitsplatz zu unterstützen.
Widersprüchliche Werte ➼ Selbstreflexion: Reflexion und Klärung der eigenen Werte und Ziele Überprüfung ihrer Übereinstimmung mit den Unternehmenswerten.
Durch Potential Coaching können Individuen die Fähigkeiten und Strategien erwerben, die notwendig sind, um Burnout vorzubeugen und ein erfülltes Berufsleben zu führen. Es geht darum, proaktive Schritte zu unternehmen und nicht darauf zu warten, dass ein Jobwechsel die Lösung für alle Probleme bietet. Denn wahre Veränderung beginnt mit einem tieferen Verständnis unserer eigenen Bedürfnisse und der Bereitschaft, sowohl persönlich als auch innerhalb unserer Organisationen proaktiv zu handeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Individuen als auch Organisationen eine Rolle bei der Prävention von Burnout spielen. Ein Jobwechsel kann eine Lösung sein, aber er ist nicht das Allheilmittel. Vielmehr geht es darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Arbeit nicht nur als Mittel zum Lebensunterhalt, sondern auch als Quelle der Erfüllung und des persönlichen Wachstums gesehen wird.
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